Sie sind knapp 200 Jahre alt und weltweit bekannt: Die Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm wurden gesammelt und poetisch bearbeitet, veröffentlicht und sogar von der UNESCO als Weltdokumentenerbe geadelt. Dem Weltruhm der Grimmschen Märchen hat die Deutsche Märchenstraße ihre Gründung zu verdanken. Seit 1975 lädt sie von der Brüder-Grimm-Geburtsstadt Hanau im Kinzigtal über 600 Kilometer bis in den Norden zu den Bremer Stadtmusikanten dazu ein, auf ihren Spuren zu wandeln. Der Reiseweg, der mit einem als Herz geformten Kopf einer Märchenfee ausgeschildert ist, reiht die Lebens- und Wirkungsstätten der Gebrüder Grimm, die Landschaften ihrer Märchen, sagenumwobene Orte sowie Schauplätze und Figuren alter Legenden aneinander. Ursprünglich wurde die Straße von Bremen und 40 anderen Städten und Gemeinden gegründet, um die touristische Attraktivität der Region zu stärken. Mittlerweile sind es mehr als 60 Städte und Regionen. Das Konzept ist aufgegangen: Die Deutsche Märchenstraße ist heute eine der ältesten und bekanntesten von fast 200 deutschen Ferienstraßen.
Es begann alles wie im Märchen: Als Hessens Staatsminister und Landrat Dr. Herbert Günther in den 70er-Jahren Leningrad besuchte, zeigten ihm seine russischen Gastgeber in einer Volksbücherei die „Kinder- und Hausmärchen“ der Gebrüder Grimm. Dies war die Geburtsstunde der Deutschen Märchenstraße: Günther plante, die weltweit bekannten Märchen als Werbung für Hessen, dem Heimatland der Brüder, einzusetzen, und konnte auch die Hessische Landeszentrale für Fremdenverkehr von seinem Vorhaben überzeugen. Zunächst entwickelte sich aus dieser Idee heraus die Hessische Märchenstraße. Als Bremen schließlich die Rechte für seine „Bremer Stadtmusikanten“ anmeldete, war dies der nächste Schritt für die heute deutschlandweite Route.
Von Highlight zu Highlight
Heute führt der Weg von Hanau aus über Steinau an der Straße, wo die Gebrüder Grimm ihre Kindheit verbrachten, über ihren Studienort Marburg und die Malerkolonie Willingshausen bis nach Kassel, wo die Kinder- und Hausmärchen entstanden. Von dort geht es weiter zum „Rattenfänger von Hameln“, zu den „Bremer Stadtmusikanten“, nach Buxtehude zu „Hase und Igel“ und nach Bremerhaven. Wichtige Stationen sind außerdem unter anderem Alsfeld mit dem Rotkäppchenhaus, Bad Wildungen mit dem Schneewittchenmuseum und der Reinhardswald mit dem Dornröschenschloss Sababurg sowie Hannoversch Münden mit seinen 700 historischen Fachwerkhäusern.
Zahlreiche andere Highlights säumen den Weg: Im Burghof der Burg Trendelburg beginnt der Laternenweg mit seinen Scherenschnitten. Diese zeigen eine Vielzahl der Märchenmotive der Gebrüder Grimm. Mitten im Reinhardswald in Hofgeismar liegt der Tierpark Sababurg mit über 700 Tieren aus rund 80 Arten. Das Tierparkmuseum ist einzigartig in Deutschland. Seine Besucher erfahren nicht nur viel über seine Tiere, sondern auch über ihre Rolle in den Grimms Märchen. Auf die Spuren des Humoristen, Zeichners und Malers Wilhelm Busch können sich Besucher in Ebergötzen begeben. Hier verbrachte er seine Schulzeit und seine Kindheit, aus deren Erinnerungen das wohl meist übersetzte Kinderbuch der Welt, „Max und Moritz“, entstand.
Märchenhaftes Entspannen
Nirgends ist es einfacher, den hektischen Alltag hinter sich zu lassen und in die Welt der Märchen, Sagen und Legenden einzutauchen. Die Route kann per Auto, Fahrrad, Schiff oder zu Fuß erkundet werden. Die landschaftliche Vielfalt und die idyllischen Städte haben ihren ganz besonderen Reiz. Die Deutsche Märchenstraße führt entlang unzähliger Fachwerkstädtchen mit romantischen Marktplätzen zu verwunschenen Schlössern und Burgen, durch finstere Wälder und sanfte Mittelgebirge. Aktivurlauber, die gern wandern oder Fahrrad fahren, kommen hier vollkommen auf ihre Kosten – beispielsweise auf dem Märchenlandweg rund um Kassel oder auf dem Weserradweg. Die Großstädte laden zum Shoppen ein und bieten ein abwechslungsreiches Kulturprogramm.
Außerdem finden auf der Route regelmäßig Veranstaltungen, Open-Air-Feste, Ausstellungen und Theater rund um das Thema Märchen statt. Museen, Stadtführungen, Burgbesteigungen und Erlebnisparks bieten erlebnisreiche Stunden für jedes Alter. Ein besonderer Veranstaltungstipp: Jedes Jahr von Mai bis Juli werden die alten Zeiten mit den Brüder-Grimm-Märchenfestspielen lebendig. Das Freiluft-Festival ist eins der meistbesuchten in Deutschland, und das nicht umsonst: Die Kulisse des Amphitheaters am romantischen Schloss Philippsruhe bezaubert jährlich tausende Touristen.
Reisen, speisen und schlafen wie im Märchen
Wer sich nicht auf eigene Faust auf den Weg machen will, kann eine Pauschalreise buchen. Hotels und Restaurants halten märchenhafte Angebote bereit, mit denen wie „Dornröschen“ in verwunschenen Schlössern geschlafen und wie bei „Tischlein, deck dich“ gespeist werden kann.
Aufgrund der Tatsache, dass die Deutsche Märchenstraße ihre Sehenswürdigkeiten mit Deutschlands bekanntesten Urlaubsregionen wie dem Weserbergland, dem Werratal, dem Hessischen Bergland, dem Vogelsberg oder auch dem Waldecker Land miteinander verbindet, hat die Route für jeden etwas im Angebot: Wer hier seinen ganzen Urlaub verbringen will, ist hervorragend aufgehoben. Für einen Tagesausflug hingegen bieten sich die einzelnen Etappen bestens an.
