August 17, 2016 Kommentare deaktiviert für Regionale Besonderheiten des Weinanbaugebiets Mosel Reiseziele

Regionale Besonderheiten des Weinanbaugebiets Mosel

Weinberg bei Cochem mit Aussicht auf die Mosel

Das Weinanbaugebiet entlang der Mosel ist berühmt für seine exklusiven Qualitätsweine. Die langen Flussläufe der Mosel und ihrer Nebenflüsse Saar und Ruwer schaffen mit ihrer tiefen Eingrabung in das Rheinische Schiefergebirge die geologischen und klimatischen Grundvoraussetzungen für den Weinbau. Das einmalige Landschaftsbild mit den zahlreichen zusammenhängenden Steillagenweinbaugebieten ist das weltweit größte dieser Art.

Geografische und geologische Besonderheiten des Moseltals

Das an der Mosel herrschende Mikroklima, welches durch die geschützte Tallage entsteht, macht die Region zur wärmsten in ganz Deutschland. Die Flüsse speichern die Wärme und verhindern somit Fröste und starke Temperaturschwankungen. Die Folge sind milde Winter und warme Sommer mit ausreichend Niederschlag, optimale Bedingungen für die Moselweine. Durch das warme Klima genießt die Moselregion eine außergewöhnlich lange Vegetationsphase von April bis Oktober oder gar November. Somit können die Trauben besonders lange reifen und später für besonders edle und feinfruchtige Aromen im Wein sorgen. Durch die klimatischen und geologischen Bedingungen eignet sich das Weinanbaugebiet Mosel vor allem für den Riesling, welcher seit dem Mittelalter als „König unter den Weißweinen“ gilt und neben zahlreichen anderen Weinsorten mittlerweile 60 Prozent der Rebflächen einnimmt.

Der großen Bekannt- und Beliebtheit der Moselweine liegt der typische Charakter der Gesteine und Böden zugrunde. Deren Entwicklung begann bereits vor 400 Millionen Jahren im Zeitalter des Devons, als sich ein Ur-Ozean im heutigen Moselland befand. In diesem bildeten sich riesige Sedimente, welche sich kilometerhoch ablagerten. Die heutigen Bodenformationen sind die Folge der tektonischen Bewegung der Ur-Kontinente Gondwana und Laurussia. Durch das Zusammenschieben des Ur-Ozeans zwischen den Kontinentalplatten wurde der einstige Meeresboden unter starkem Druck und extrem hohen Temperaturen zusammengepresst. Der infolgedessen entstandene Schiefer faltete sich zu einem Gebirge auf. Das heutige Rheinische Schiefergebirge gehörte einst zu einem Gebirgszug, der die halbe Welt umspannte. Nach mehrmaligem Erodieren, Falten, Einebnen und Heben begann sich die Ur-Mosel vor 15 Millionen Jahren immer tiefer in das Gestein einzugraben und die Landschaft zu formen. Was zunächst ein breites und recht geradliniges Flussbett war, bildet heute mit eindrucksvollen Erhebungen des Schiefergebirges sowie dem tiefen Flussbett und kurvenreichen Verlauf der Mosel eine spektakuläre und beeindruckende Naturkulisse.

Anhand der landschaftlichen und geologischen Unterschiede entlang des Moselflusslaufs wird die Region in Obermosel, Mittelmosel und Terrassenmosel gegliedert.

Gebiet der Obermosel

Gebiet der Obermosel • Foto: Timo Volz, Moselwein e.V.

Muschelkalk und Dolomitfelsen – Das besondere Tal der Obermosel

Das Gebiet der Obermosel zeichnet sich durch flachere Weinberge und ein breiteres Tal aus, als es am weiteren Flusslauf zu finden ist. Steile Dolomitfelsen ragen an einigen Stellen eindrucksvoll über die Rebflächen und prägen das Landschaftsbild. Die Reben der 680 Hektar großen Anbaufläche an der Obermosel wachsen daher auf Dolomitgestein und 200 Millionen Jahre alten Böden aus Muschelkalk, Keuper und Mergel. Auch die abgelagerten Sand- und Kiesmischungen in den Flussauen der Mosel bilden als sogenannte Flussterrassensedimente eine wichtige Grundlage der Weinbergsböden. Während der Riesling die übrigen Weingebiete der Mosel dominiert, herrscht an der Obermosel südwestlich von Trier eher der Elbling vor. Im Mittelalter beliebt und weitverbreitet, sind diese Rebsorte heute lediglich an der Obermosel in größerer Ausdehnung zu finden. Neben dem erfrischenden Elbling, der sich auch gut zur Sektherstellung eignet, bieten die Muschelkalkböden auch besonders gute Voraussetzungen für Burgundersorten wie den blauen Spätburgunder, Auxerrois und Chardonnay.

Muschelkalkboden an der Obermosel

Muschelkalkboden an der Obermosel • Foto: Timo Volz, Moselwein e.V.

Das Herzstück der Moselregion – die Mittelmosel

Das Herzstück des gesamten Moselweingebietes bildet die Mittelmosel. Hier befinden sich die meisten Weinreben und die Böden werden vor allem von dunklem Devonschiefer dominiert. Neben diesem bietet die Region der Mittelmosel eine geologische Besonderheit, welche vor etwa 272 Millionen Jahren durch Magmaflüsse entstand. Das sogenannte Rotliegend mit seinem vulkanischen Ursprung gibt es vor allem in den Weinbergen um den Ort Ürzig. In der unmittelbaren Umgebung von Trier wachsen die Reben vor allem auf Tonschiefer oder auch Buntsandstein. Im Gebiet der Mittelmosel macht sich das milde Mikroklima der Moselregion durch die geschützte Tallage und die jährliche Sonnenscheindauer von etwa 1400 Stunden besonders bemerkbar. Die Wasserversorgung der Weinberge ist durch ausreichende Niederschläge und die Wälder auf den Höhen gesichert. Wie in den meisten Weinbaugebieten der Mosel nimmt auch an der Mittelmosel der typische Steillagen-Riesling den größten Anteil der vertretenen Rebsorten ein. Zahlreiche besonders bekannte Weingüter und Weinorte sowie namenhafte Winzer sind an dem 100 Kilometer langen Flussabschnitt der Mittelmosel zu finden. Der Ursprung hierfür liegt in der historischen Vergangenheit des Weinanbaus in diesem Gebiet. Archäologische Funde von Resten römischer Kelteranlagen sowie eines steinernen Grabmals, welches ein römisches Weinschiff formt, beweisen, dass bereits in der Antike an der Mittelmosel Trauben gekeltert wurden.

Schieferboden ist typisch für die Mittelmosel

Schieferboden ist typisch für die Mittelmosel • Foto: Timo Volz, Moselwein e.V.

Spektakuläre Naturkulisse Terrassenmosel

Dort, wo das Moseltal zunehmend enger wird und die Weinberge außergewöhnlich steil an den Ufern emporragen, beginnt die Terrassenmosel. Eine spektakuläre Naturkulisse und mittelalterliche Burgen sind charakteristisch für diesen Abschnitt des Weingebiets. Um hier Weinreben gedeihen lassen zu können, wurden in Jahrhunderte dauernder Arbeit schmale Terrassen erbaut. Durch Trockenmauern gesichert, sind diese ein beeindruckendes Kulturdenkmal. Neben den moseltypischen Riesling-Reben, welche in dieser Region besonders üppige Früchte tragen, liegt der Anteil roter Rebsorten im Gebiet um die Burg Cochem mit 14 Prozent vergleichsweise hoch. Im Gegensatz zur Mittelmosel sind die Böden der Terrassenmosel von härterem, quarzitischem Sandstein, Silt- und Tonschiefer und teilweise von kalkhaltigem Sandstein geprägt. In diesem Abschnitt der Mosel waren einst Sandstrände und Wattbereiche des Ur-Ozeans, bevor die Sedimente zu Sandstein gepresst wurden. Die kalkhaltigen Sandsteinböden entstammen Korallenbänken und Meereslebewesen.

Die Terrassenmosel verzeichnet die höchsten Durchschnittstemperaturen im Moselgebiet, da sich die Wärme in dem engen Tal staut und die niedrigere Lage zum Meer dauerhaft milde Temperaturen begünstigt. Dieses Klima ist nicht nur optimal für den an der Mosel allseits stark vertretenen Riesling, sondern bietet auch Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. So kann man auf einem Ausflug durch die üppige Landschaft der Weinberge mit etwas Glück etwa den Apollofalter oder die Smaragdeidechse beobachten.

Apollofalter in der Region der Terrassenmosel

Apollofalter in der Region der Terrassenmosel • Foto: Tourist-Information Ferienland Cochem