Städtereisen gehen ganz schön auf die Füße. Und auch die Sinne sind von den zahlreichen Eindrücken müde und könnten eine Ruhepause vertragen. Um diese kulturell wertvoll zu gestalten, bietet sich eine optimale Chance: ein entspanntes Stöbern durch lokale Literatur. In Stadtbibliotheken und Buchhandlungen finden sich alte Klassiker neben modernen Bestsellern. Für eine persönlichere Art des Suchens und Findens sorgt Bookcrossing – eine Bibliothek für die ganze Welt.
Über Bookcrossing und seine Funktion
Wie Geocatching, die internationale Schatzsuche auf Basis von GPS-Daten, verfügt das Bookcrossing über eine Auflistung der genauen Aufenthaltsorten der Bücher, die „freigegeben“ wurden, wie es die Bookcrosser nennen. Bücher werden „freigelassen“, indem sie ihre Besitzer in Form der Bookcrossing-Identitätsnummer – kurz BCID – kennzeichnen. Danach werden sie in die Öffentlichkeit entlassen, am besten an Orten, die gut besucht sind.
Und so funktioniert’s: Auf der Internetseite der Bookcrossing-Organisation wird der Ort, an dem sich die Bücher befinden, und deren Titel vermerkt. Außerdem können die Entdecker von Büchern Einträge mithilfe der BCID hinterlassen: Wo wurde das Buch genau gefunden, wie hat es den Lesern gefallen – und alles, was den Findern sonst noch in den Sinn kommt. So kann die Reise eines Buches auf Wanderschaft beobachtet werden. Ferner treten Menschen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen zusammen, um sich gemeinsam der Welt der Literatur hinzugeben und sich auszutauschen. Die Geschichten der Schriftsteller bleiben somit nicht mehr zwischen den Buchdeckeln eingesperrt, müssen nicht in dunklen Ecken im Regal verstauben und geraten auch nicht in Vergessenheit – im Gegenteil, so wird die Geschichte immer wieder neu erzählt, aus anderen Blickwinkeln wahrgenommen, unterschiedlich interpretiert und weitergetragen. Ein schöneres Leben kann sich ein Buch wohl nicht vorstellen.
Bookcrossing in der Ferne
Bookcrossing ist weltweit bekannt und beliebt. Mitglieder aus 130 Ländern tauschen Bücher auf dem weiten Markt der Bookcrossing-Welt; vor allem in den USA und Deutschland ist diese Art von Literaturweitergabe sehr beliebt. In größeren Städten befinden sich außerdem spezielle Bookcrossing-Areas, das sind lokale Ansammlungen von Bookcrossing-Literatur. Wo genau sich diese andersartigen Bibliotheken befinden, kann im Internet nachgelesen werden. Meist bieten Hostels, Jugendherbergen oder kleine Studentenbibliotheken Bereiche für Bookcrossing-Bücher an. Aber auch in manchen Ferienwohnungen gibt es spezielle Bereiche, in denen gelesene Bücher hinterlassen und gegen neue Literatur getauscht werden können. Das ist besonders spannend, da sich das Buch ebenfalls auf einer Reise befindet. In den Listen im Internet kann dann genau nachvollzogen werden, wie und woher das Buch zum jetzigen Aufenthaltsort kam, wer es gelesen hat, wie es aufgenommen wurde und so weiter. Das Buch wird zu einem Reisebegleiter – einem treuen Freund, der hilft, mit Menschen in Kontakt zu treten oder die Kultur der Region auf einem etwas anderen, persönlicheren Weg kennenzulernen. Denn Menschen, welche dieselben Seiten umgeblättert und Geschichten durch dieselben Worte und Sätze aufgenommen haben, haben sich bereits in einer gewissen Weise einander angenähert.
